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Länder-Hopping in die Kälte

So schön es auch in der Türkei ist, wir müssen uns langsam auf den langen Rückweg machen. Zunächst einmal geht es von  Forest Lake Camping 370 km zum Rastplatz Reis Dinlenme Tesisleri 1 in der Nähe von Edirne kurz vor der türkisch-bulgarischen Grenze. Hier wollen wir uns ausruhen und mit frischen Kräften die Prozedur an der türkischen Grenze durchstehen. Der Rastplatz hat ein freundlich geführtes Trucker-Lokal mit einfachen Gerichten. Wir essen Bohnen, Spinat und Reis in dem rustikalen Ambiente und hören nebenbei die aufgeregten Rufe zum WM-Spiel Portugal-Marokko, das Portugal verliert. Die Nacht im Wohnwagen wird mit den an- und abfahrenden LKWs begleitet. Zudem kommt immer stärkerer Wind auf, der Wowi immer wieder anstupst. Wir bekommen eine Sturmwarnung aufs Handy - hier klappt das wenigstens mit den Warnungen, daher machen wir uns früh auf zur Grenze.


Nach rund 60 km Fahrt beginnt das nächste organisatorische Chaos und wir müssen uns in viel Geduld üben. Sportlich gesehen haben wir ein perfektes Übungsgelände für Rückwärtsfahren im Gespann aus engen Korridoren, Geisterfahren entgegen der vorherrschenden Fahrtrichtung, Diskussionsrunden mit dem Grenzpersonal. Kurz, wieder ein Chaos der besonderen Art, das wir nach rund einer Stunde im strömenden Regen erfolgreich abschließen können.

 

Die bulgarischen Beamten zogen das Ganze in rund 10 Minuten über die Bühne. 


Ursprünglich wollten wir in Sofia eine Nacht auf dem vielgepriesenen Camper-Stop verbringen, aber als wir dort in der trostlosen Gegend, die den Charme von Guantanamo ausstrahlte, ankommen. entscheiden wir uns spontan zu einer Weiterfahrt. Nach einer kurzen Recherche über weitere Camping-Möglichkeiten und Inspektion eines weiteren Stellplatzes in einer "Das-geht-gar-nicht"-Gegend, beschließen wir eben ein Hotelzimmer zu nehmen. Wir haben schon genug Zeit vertrödelt und wollen nicht noch eine Nacht autark im Niemandsland verbringen.

 

Das Hotel Dragoman im gleichnamigen Ort bietet uns für rund 45 Euro  ein warmes Hotelzimmer und eine gemütliche Einrichtung für die Nacht. Unser Gespann parken wir vis-à-vis vor dem Hotel. Wir essen etwas leckeres im Restaurant nebenan, in dem wir auch am nächsten Tag frühstücken.

 


Nun ist es schon wieder Montag und wir verlieren keine Zeit und machen uns nach dem Frühstück auf nach Serbien. Unser Ziel Salas Farma 47 liegt rund 450 km entfernt schon etwas näher an der Grenze zu Ungarn. Der Grenzübertritt verläuft unspektakulär mit den üblichen Überprüfungen des Fahrzeugs und des Wohnwagens. Insgesamt zieht sich die Tour doch etwas und wir kommen erst im Dunkeln an. 

 

Der Besitzer öffnet uns das automatische Tor und Wowi kann neben 130 Quittenbäumen auf festem Schotter stehen. Während der Anmeldung unterhalten sich unsere Sprach-Apps miteinander und wir hören wechselseitig dem Gesagten zu. Irgendwie faszinierend, dass man sich mit Hilfe dieser kleinen Dinger inzwischen gut miteinander verständigen kann. In der warmen Stube des Obstbauern gibt es derweil für uns ein Bier und selbstgemachten Quittensaft und wir bezahlen schon einmal für die Übernachtung. Die Hoffnung, dass noch genügend Gasreserven für die Nacht vorhanden sind, stirbt leider nach gut einer halben Stunde. Die Flaschen sollten ohnehin am nächsten Tag in Budapest befüllt werden und hätten ruhig bis dahin zu Diensten sein können. Jetzt sind aber leider tatsächlich beide Flaschen leer. Dank eines Dichtungsrings aus der Türkei und der serbischen Gasflasche unseres Wirts überstehen wir zum Glück die Nacht bei -2 Grad Außentemperatur. 


Am Dienstag geht es gleich weiter zur Grenze Richtung Ungarn. Wir erwarten nicht viel Verkehr und sind guter Dinge so gegen Nachmittag auf Arena Camping in Budapest anzukommen. Allerdings haben wir die Rechnung ohne die ungarischen Grenzbeamten gemacht. Die Abfertigung geht zwar zweispurig aber im Schneckentempo voran. Jedes Auto wird kontrolliert und hier ganz besonders unsere türkischen Landsleute. Gute 2 Stunden gehen ins Land bevor wir endlich an der Reihe sind. Michael muss aufsagen in welchen Ländern er vor Ungarn gewesen ist. Wir verneinen im Besitz von Zigaretten und Alkohol zu sein und können nach einem kurzen Blick in Kofferraum und Wohnwagen dann endlich weiterfahren.

 

Wir schaffen es gerade noch 30 Minuten vor Geschäftsschluss unsere beiden Gasflaschen zu füllen, da wir auf direktem Wege bei der Camping-World in Budapest mit dem Gespann auf den Hof fahren. Gegen 17:30 Uhr erreichen wir zufrieden "our final parking position" und öffnen dann die Anschnallgurte. Welcome again to Budapest!


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